Bergbau

Der Bergbau in unserer Heimat

Schon lange, bevor durch die Entdeckung beträchtlicher Silberadern 1470 auf dem Schneeberg das große, jubelnde Berggeschrei einsetzte, war unseren Vorfahren der Erzreichtum des Gebirges bekannt.
Nach 1300 wurde Neustädel gegründet, weil man dort Zinn gefunden hatte.
Im Hohen Forst zwischen Weißbach. und Burkersdorf förderten bereits Ende des 12. Jahrhunderts Bergknappen Kupfer und etwas Silber aus den Schürfen am „ Fürsten- berg“ . 1316 belehnte Markgraf Friedrich der Freidige die Stadt Zwickau mit einer Fundgrube an diesem Berge. Unweit des Kleinen Hirschenstein (Abteilung 61) finden sich heute noch die Spuren dieses alten Kupferbergbaus. Überall sieht man kraterförmige Vertiefungen und kleine Halden. Die drei größten Öffnungen nennt der Volksmund „ Hechtlöcher“ ( Licht- oder Schachtlöcher ). Sie stehen manchmal voll grünlichschimmernden Wasser und sind Relikte von Tagesbrüchen der darunter liegenden alten Grubenbaue.
Auf Anraten des Zwickauers Martin Römer wollten 1494 die Schneeberger Gewerken, die Gebrüder Nicolaus und Hans Staude aus Nürnberg, mit Hilfe ihrer modernen „Bulgenkust“ ( Wasserschöpfanlage) die "durch Krieg und Sterben liegen gebliebenen und ersoffenen „Fundgruben wieder aufwältigen“. Sie verbauten zwei Jahre lang 4500 Gulden umsonst, brachten zwar das Wasser heraus, fanden aber kein "Gut"
(Erz). Schließlich zogen sie "ohne Pfeifer" wieder ab. Die Burkersdorfer „Staudenhäuser“ verdanken diesem Unternehmen ihre Entstehung. Die Staudes' stellten 168 m Schachttiefe fest. In der Tiefe von 60 m fanden sie eine 400 m lange Strecke vor, die gegen den Forst in Richtung Weißbach läuft. Um 1680 ließ der Bergbauspekulant Herzog Philipp Ludwig von Holstein zu Wiesenburg diese Grube noch einmal „gewältigen“.Er "ließ aber den Berg mutwillig wieder zu Sumpf geben, ehe man auf die Sohle kam".
 

Unser Granitgebiet enthält zahlreiche, mitunter recht ausgedehnte Eisen­ und Manganerzgänge. In der Bergbauzeit wurde überall mittels der Wünschelrute nach Erzschätzen gesucht. Man trieb in der Hoffnung auf glückliche Ausbeute Stollen in das Gestein oder hob das Erz in Tagesschächten oder über Mundlöschern und in Schurfen ans Licht. Längs des Forstrückens von Rothenkirchen bis Cunersdorf wurde Eisenerz gefunden, was den Anlaß zur Entstehung etlicher Hammerwerke im Rödelbachtal gab.
 

Auch auf der westlichen Talseite, zum Beispiel am Giegenstein (Gebr. Huth um 1420), am Seidelsberg und in der Moosheide ( jetzt Ortsteil Giegengrün), befanden sich Fundgruben. Der Schneeberger Chronist Meltzer erwähnt 1682 als belegte, bebaute Zechen: Abendsternfundgrube zu Bärenwalde auf Mich. Pöpels Erbgut (Konst. Schumann) St. Johannes, St.Michael, Mariä Lichtmeß ,, Sieben Brüder und Segen Gottes” zu Hartmannsdorf. Aus alten Fahrberichten, von denen es in den Archiven zu Dresden und Freiberg leider nur noch wenige gibt, erhalten wir folgende Aufschlüsse: 1658; St. Jakob zu Hartmannsdorf,belegt mit 1 Steiger und 4 Arbeitern, "es sind gottlob noch gute Anbrüche im Tiefsten und auch in Fallörtern“. 1668 hat diese Grube nur noch 1 Steiger und 2 Arbeiter. Im gleichen Jahre beginnt der "Segen Gottes" in der Buchwiese im Forst (beim Hirtsberg).1660 ist die Mußheyda (Moosheide) unbelegt, St. Andreas am Jüdenstein, belegt mit 2 Arbeitern, fördert im Quartal 20 Fuder, Gärtners St. Wolfgang in Hartmannsdorf, belegt mit 1 Steiger, 3 Arbeitern und 1 Jungen, hat gute Ausbeute. 1662 wird die Martinfundgrube auf Hans Eismanns Gut (Nr. 109) nebst einem Stollenwasser (Stollenbrunnen) an Gärtner verliehen. Leider wurden bei Neuverleihung des Bergrechtes auf alte Gruben neue Namen gewählt, so dass dem damaligen Chronisten eine genaue Festlegung der einzelnen Berggebäuderecht erschwert wird.

1858 erhält der Zwickauer Kaufmann Ed. Dreverhoff das Bergrecht auf die Friede-Gottes-Fundgrube und den Friede-Gottes-Erbstollen auf dem Grundstück des Bauern Job. Glieb Gruner (Arno Friedrich) verliehen. Das Gerät, das man dort vor vielen Jahren vorfand, stammt also aus dieser Zeit. 1859 fallen diese Gruben wieder "ins Freie". Ein Betrieb hat nicht stattgefunden. Dreverhoff ließ sich auch mit der Moritz-Fundgrube und dem Krätzer Erbstollen unterhalb des Großen Hirschensteins, 180 m südwestlich des Alten Kellers", beleihen. 1862 übernimmt diese Fundgruben der Schichtmeister Paul Weiß aus Schneeberg. Er will den 13 Lachter (= 26 m) tief getriebenen Stollen und auch das alte Tagesschächten wieder "auf­machen". Mit 3 Mann Belegung geht er ans Werk. Der Tagesschacht ist zu Gärtners Zeiten (1668)   26 m tief gewesen. Er musste seinerzeit vor allem wegen des eindringenden Wassers aufgegeben werden. 1864 hat Weiß den .Stollen 50 m vorgetrieben, am Viertelkreuz 8 m getäuft und im Gesenk 8 Lachter Ort gegen Süden getrieben. 1865 stellt Weiß die Arbeit ein. 1869 wird bergamtlicherseits festgestellt, dass beide Gebäude total zusammengebrochen sind. 1870 wird das Schachtloch durch die Berginspektion mit "Bergen ausgestürzt, da Lebensgefahr für Waldgänger besteht.

1918 wird der alte Krätzer Stollen als „ Hindenburgstollen“ von der Gewerkschaft Vereinigt Osterlamm (Unternehmer Max Waase) wieder auf­geschlossen. Die Finanzierung erfolgt durch einen Bergwerksuntemehmer aus Hindenburg ( Ober- schlesien - daher der neue Stollenname ).1925 erlischt das Bergbaurecht, Waase ist ein Betrüger. Im November 1936 wird der Stollen durch Fritz Kliemann und Aug. Thiele abermals gemutet. Der Erzgang ist jezt zirka 80 m lang. er führt aus dem Südostrand des Kirchberger Granitmassivesheraus in die kontaktmetamorphone Schieferhülle. Die Mineralführung besteht neben stark eisenschlüssigen quarzigen Gangarten aus schwarzem Glaskopf. 1937 wird das Bergrecht entzogen. Danach erfolgte nochmals 1949 von der SDAG Wismut eine erneute Auffahrung, da man sich eine Findigkeit auf Uran erhoffte. Es wurden zwei Schächte als Untersuchungsschächte z.Teil bis auf den anstehenden Granit vorgetrieben. Einer mit der Bezeichnung Schacht 104 war tonnelägig, also horizontal aufgefahren (23-24m ) und der andere Schacht 103 (Jägerschacht) mit Seigertiefe von 64-65m. Die Arbeiten wurden aber nach kurzer Zeit wieder eingestellt und die Schächte verfüllt. Eine Halde ist noch sichtbar.

Der Wolfgangstollen ist auf einem Meilenblatt von 1792 in unmittelbarer Nähe des Dorfes am Wolfsbach eingezeichnet. Vermutlich streicht er in südöstlicher Richtung. Auf der Flur des alten Hammergutes (Besitzer Eißmann) neben dem ehemaligen Sächs. Hof sind dauernd noch tiefe Erdeinbrüche und auch eine alte Halde feststellbar. Vielleicht hat hier einstmals der obere Hammerschmied geschürft. Auf der oben genannten Karte ist auch der Stollenbrunnen als „ Ludwigbrunnen“ bezeichnet. In alten Gemeinderechnungen fand ich desgleichen die „ Schulwiese“ am „ Ludwigs- brunnen“. Wahrscheinlich stammt dieser Name aus der Zeit des Bergbau von Herzogs Phil. Ludwig von Holstein. Am Ludwigbrunnen war das Mundloch zur Martinfundgrube des Wolfthalhammers.

In alter Zeit hatten wir also Bergbau mitten im Ort. Die Erzmächtigkeit aller Gruben war jedoch viel zu gering, und so ist es zu der wohl einstmals erhofften Entwicklung einer Eisenindustrie im Rödelbachtal nie gekommen.                    

                                                                           Eisenerzgang, ausstreichend unterhalb des Hirschensteins

 

 

 

 

 

Heimatkundliche Karte mit der Lage der alten Bergbaustandorte

von Ortschronist Herrn Erich Hunger, Hartmannsdorf sowie überarbeitet K. Weißenfels u.mit freundlicher Unterstützung des Presseservice Rödelbachtal